Bauern graben sich eigene Grube

Für das Kreiserntedankfest am 13.10. hatte der Bauernverband einen Festredner geladen, der letztlich allen die Argumente lieferte, die der heimischen Landwirtschaft gute Einnahmen verhindert. Der Lebensmittelchemiker Udo Pollmer, der gerne als Redner seines eigenen mysteriösen „europäischen Instituts“ als Ernährungsexperte betätigt, polemisierte gegen alles, was gerade bei den Bauern gut ankommt: Umwelt- und Naturschützer, Veganer und den Klimawandel und gegen die Politik sowieso. Dagegen ist Fleisch per se gut und Chemie im Essen nicht so schlimm.

Herr Pollmer ist vielfach mit seinen zahlreichen Vorträgen und Veröffentlichungen in Deutschland und Österreich aufgefallen und die seriöse Wissenschaft stöhnt angesichts der Vielzahl an unbelegten Behauptungen. Er zieht schon mal Vergleiche zwischen Nazis und Veggies, leugnet den weltweit wissenschaftlich belegten Klimawandel als Erfindung der Medien, behauptet physiologische Wirkungen von Nährstoffen, die Medizinern die Haare zu Berge stehen lassen, da Patienten, die das ernst nehmen, sich letztlich selbst gefährden.

Warum der Kreisbauernverband gerade in unserer Mittelgebirgsregion meinte diesen Redner einladen zu müssen, ist mir ein Rätsel, denn er liefert letztlich die Argumente gegen die Förderung von Biogas- und PV-Anlagen auf Stallungen. Qualitativ hochwertige regionale, als auch biologische Produkte, die für unsere Region wichtig sind, die nun mal nicht mit der Massenproduktion von Fleisch und Feldfrüchten in europäischen Tiefebene konkurrieren kann, sind für unnützes Zeug. Ein Teller Spargel sei so nahrhaft wie ein Korken, eine Schüssel Salat, wie ein eingeweichtes Papiertaschentuch. Soja macht Kinder blöd und wenn sie nicht ordentlisch Fleisch bekommen, dann entsteht bei Ihnen ADHS.

Es ist nur zu hoffen, dass das Kopfschütteln im Saal groß genug war, um diesen Vortrag unweit einer Universitätsstadt schnell als Anektode abzutun.