Ein Plädoyer
In den Auseinandersetzungen zu Windkraftprojekten in der Region werden häufig drei zentrale Argumente gebracht: Windkraft zerstört die Natur, nimmt keine Rücksicht auf Menschen und rechnet sich nicht. Den Befürwortern wird vorgehalten, dass sie die „Energiewende ohne Rücksicht auf Mensch und Natur umsetzen wollen,“ so ist es immer wieder zu hören und zu lesen.
Dies unterstellt, dass die Befürworter die Windkraftanlagen selbst schon für eine Energiewende halten. Drehen müssten sich die Räder nicht. Es reiche ihnen, Millionen für ein Windrad zu zahlen, ohne Chance das Geld je wieder zu bekommen. Das Gegenteil ist der Fall: Kommunen, kommunale Werke, regionale Banken und Energiegenossenschaften schauen genau hin, dass die Investition sich auch im schlechtesten Fall noch trägt, auch in Verantwortung für unsere Region.
Die zweite Unterstellung, dass keine Rücksicht auf Mensch und Natur genommen wird, trifft ebenso wenig zu. Beeinträchtigungen zu vermeiden und zu minimieren ist die Voraussetzung für jedes Bauprojekt, sei es eine Straße, ein Baugebiet oder eine Industrieanlage. Dies ist eine kosten- und zeitaufwändige Aufgabe, mit der viele Menschen in Behörden und darüber hinaus befasst sind. Niemand sollte meinen, dass diese Gesetze eigenmächtig ignorieren. Vielmehr sind sie sich ihrer Verantwortung vollauf bewusst.
Wer sich jedoch hier vor Ort gegen eine Abwägung von Chancen und Lasten ausspricht und von der Energie-versorgung 100%ig unbeeinträchtigt sein will, nimmt die Auswirkungen der nuklear-fossilen Versorgung durch Großkraftwerke andernorts in Kauf: Uranabbau im Naturerbe der Aborigines, dutzende getötete chinesische Bergleute pro Tag, ölverseuchte Landstriche in Nigeria und Sibirien, durch Fracking verseuchtes Grundwasser in North Dakota sind nur einige wenige Beispiele hierfür. Ein „Weiter so“ ließe vor allem die Kassen der multinationalen Konzerne klingeln.
Doch auch für unsere Region bewirkt das Verhindern kommunaler Windkraftprojekte einen großen Schaden. Denn nationale und regionale Ausbauziele bleiben bestehen. Auswärtige Projektierer könnten dann Abschreibungs-objekte umsetzen, Kleinanleger über den Tisch ziehen und die Windräder an internationale Fonds verkaufen. Die Windräder würden gebaut, ohne die gleiche Mitsprache, wie bei kommunalen Projekten und ohne dass unsere Region etwas von ihnen hätte.
Daher plädiere ich bei den anstehenden Windkraftprojekten für ein konstruktives, sachliches Miteinander, für eine verantwortungsvolle Gestaltung einer dezentralen Energiewende mit unseren kommunalen Partnern, für eine Bürgerenergiewende.
Verwandte Artikel
Windkraft soll zügig ausgebaut werden
Das Bundeskabinett hat heute mittag am 15. Juni einen Gesetzentwurf gebilligt, mit dem der Ausbau der Windkraft an Land deutlich beschleunigt werden soll. So müssen die Bundesländer künftig deutlich mehr…
Weiterlesen »
(c) Grüne Marburg-Biedenkopf
WDMR-Abgeordneter Michler blockiert die Kreistagsarbeit
Nachdem der WDMR-Abgeordnete Michler in der Kreistagssitzung am 20. Mai 2022 mittels ständiger oftmals unnötiger Geschäftsordnungs- und Dringlichkeitsanträge den Kreistag fast eine Stunde aufgehalten hatte, habe ich unter großer Zustimmung…
Weiterlesen »
Querdenken im Kreis
Im Kreistag bringt der Abgeordnete von WDMR regelmäßig Anträge und Anfragen ein, die sich auf die Politik zur Coronaviruspandemie beziehen. Im Regelfall haben diese Entscheidungen auf Bundes oder europäischer Ebene…
Weiterlesen »