Es gibt Mythen über die Windkraft, die sich trotz zahlreicher Widerlegungen felesenfest halten. Dazu gehört der Mythos, dass Windkraftanlagen massenweise Vögel töten. Von 100.000 bis 200.000 Vögel wird gesprochen, oft pro Jahr gemeint. Belegt sind durch die Staatliche Vogelschutzwarte Brandenburg, die seit 1989 bundesweit alle Meldungen in einer zentralen Datenbank sammelt, 581 Funde (bis 2014, danach sprunghafter Anstieg auf über 3.000). Die tatsächliche Zahl wird sicher höher liegen. 10 000 und 100 000 pro Jahr sind nach Expertenmeinung durchaus eine realistische Größenordnung, das wären dann ein bis fünf Vögeln pro Anlage und Jahr.
Wie ordnet sich das ein, denn jeder kennt ja die Kollissionen von Vögeln mit Glasscheiben, Gebäuden insgesamt oder mit Hochspannungsleitungen?
Dies hat ein Mitglied des BUND durch eine umfassende Literatur-Recherche von Berichten und Untersuchungen zusammengestellt. Die Todesursache von weit über 99,9% getöteten Vögeln sind Katzen, Pestizide, Verkehr, Freileitungen und Gebäude. Kollissionen mit Windkraftanlagen könnten als eher kleiner Anteil der Gebäudekollissionen betrachtet werden.
Ein Beispiel: „Bei einer einjährigen Untersuchung am Bonner Post Tower kollidierten etwa 1.000 Vögel allein mit diesem Gebäude, 200 davon starben dabei sofort, einige Hundert weitere waren Todeskandidaten durch Desorientierung oder Verletzungen.“ Und auch der NABU bekanntlich besonders beim Vogelschutz engagiert stellt, aufgrund eines aktuellen Gutachtens „Vogel-Kollisionsopfer an Hoch- und Höchstspannungsfreileitungen in Deutschland – eine Abschätzung“ fest, dass allein die Dimensionen der Opferzahlen bei diesen, um ein Vielfaches höher als bei Windkraftanlagen ist. Nach den Ergebnissen dieses Gutachten sterben in Deutschland jedes Jahr 1 bis 1,8 Millionen Brutvögel und 500.000 bis 1 Million Rastvögel durch Kollisionen an Stromübertragungsleitungen.
Die dezentrale Stromerzeugung durch Erneuerbare Energien hat hingegen in mehrfacher Hinsicht positive Wirkung. Zum einen werden weniger Fernübertragungsleitungen von Großkraftwerken gebraucht, wenn diese verbrauchernah und nicht erneut zentral als Offshore-Windparks gebaut werden. Dazu werden im Zuge von Windparks bestehende Leitungen in die Erde verlegt.
Und auch der positive Effekt der Reduzierung von Quecksilber und anderen Schadstoffen auf die Gesundheit auch der Vögel sollte nicht unterschätzt werden. Ein Beispiel ist der die in den letzten Jahrzehnten stark gestiegene Belastung der hocharktischen Elfenbeinmöwen mit Methylquecksilber. Der größte Teil des Quecksilbers mit 7 Tonnen im Jahr gelangt bei uns durch Kohlekraftwerke in die Umwelt. Wenn in Deutschland die US-Grenzwerte gelten würden, müssten bei uns sofort alle Braunkohlekraftwerke vom Netz.
(c) Zuerst veröffentlich auf myEn, 2017
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